Überrascht und verärgert nehmen die Jusos im Landkreis Starnberg zur Kenntnis, dass sich in den Gemeinden Icking und Schäftlarn anscheinend größerer Unmut den geplanten Windkraftanlagen gegenüber breitmacht.

Seit vielen Monaten prüfen die Gemeinden in einem einmaligen Vorbildprojekt im ganzen Landkreis über die Gemeindegrenzen hinweg, auf welchen Flächen Windkraftanlagen möglich wären. Mit großem Optimismus haben die Bürgermeister vor knapp einem Jahr Hoffnungen gestreut, dass große Anteile des kommunalen Stromverbrauchs in Zukunft mit Windkraftanlagen erzeugt werden können. Doch harte und teilweise unsinnige Vorgaben, vor allem in Sachen Vogelschutz, sorgen dafür, dass in vielen Gemeinden des Landkreises keine Anlagen gebaut werden können.
Anders in den Wadlhauser Gräben in Berg. Dort sind die Planungen schon so weit vorangeschritten, dass man von 6-7 Windrädern spricht, die dort gebaut werden könnten. Der nahe an der A95 perfekt gelegene Standort wird aber von den angrenzenden Gemeinden schlechtgeredet. Nicht nur das, etwa 150 Bürger aus Schäftlarn und Icking haben einen Verein gegründet, der ihren Wünschen Ausdruck verleihen soll. So funktioniert eine Demokratie und mit diesen Mitteln darf auch ein jeder seine Anliegen vorbringen. Doch welche Forderungen werden geäußert?

Die Windkraftgegner, unter ihnen der Schäftlarner Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU), fordern unter anderem, dass die Windkraftanlagen einen Mindestabstand von 2000 Metern zur Siedlungsgrenze oder 1000 Meter zur Gemeindegrenze aufweisen. Rechtlich sind etwa 600 Meter vorgesehen. Außerdem ist es ein geradezu zynischer Vorschlag, von der Gemeindegrenze aus zu messen. Gerade um die besten Standorte zu finden, wurden die Teilflächennutzungspläne grenzübergreifend erstellt. Diese unsinnige Forderung sollte schnellstens überdacht werden.

Schon bald nach der Katastrophe in Fukushima wurde ersichtlich, dass zwar jeder nach außen hin die erneuerbaren Energien unterstütze, aber insgeheim konnte man doch heraushören, dass der Wille, in der eigenen Gemeinde ebendies zu unterstützen, von Tag zu Tag geringer wurde.

Die Windkraft ist eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Komponente im Bestreben, alte Energien durch die Erneuerbaren zu ersetzen. Die nicht nur auf die Umwelt, sondern auch auf den Geldbeutel bezogenen Vorteile der Windkraft gegenüber Fotovoltaik, Geothermie und anderen sind hinreichend bekannt. Aber all diese Vorteile kommen nicht zur Geltung, wenn die Gemeinden vor Ort keine Chance haben, diese Projekte in Gang zu bringen.

Dass negative Formulierungen zur Windkraft im Klimaschutzkonzept der vollkommen falsche Weg sind, haben wir Jusos bei den Klimaschutzwochen bereits erläutert. Dass der Bürger von Anfang an in die Planungen einbezogen werden muss, haben wir auch gefordert. Deshalb sollte sich der Berger Bürgermeister Rupert Monn hinterfragen, ob er nicht zu spät Transparenz gezeigt hat. Wenn dem so wäre, sollte er alle Energie daran setzen, alle Bürger von diesem Projekt zu überzeugen. Unserer Unterstützung kann er sich gewiss sein.

Wir Jusos im Landkreis Starnberg unterstützen den Bau von Windrädern in Berg und fordern alle Bürgerinnen und Bürger aus Berg, Schäftlarn und Icking, die dem Projekt bisher negativ eingestellt waren, auf, ihre Meinung zu überdenken und für die Windräder zu kämpfen!

3 Kommentare
  1. Schulz, Neufahrn
    Schulz, Neufahrn sagte:

    Sind die Neufahrner Menschen 2.Klasse, weil in Starnberg die meisten Großkopferten wohnen werden diese riesen Räder einfach dem anderen Landkreis vor die Nase gesetzt. Im Gebiet Andechs wäre mehr Wind als bei uns, aber da wohnt ja der Herr Landrat, Mensch 1. Klasse.Forstenriederpark wäre doch auch eine alternative.

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    • Andreas Schöpf
      Andreas Schöpf sagte:

      Die Standortfrage für Windräder im Landkreis Starnberg wird noch viele kontroverse Diskussionen hervorrufen. Das ist wohl nicht zu vermeiden.
      Als Andechser Gemeinderat werde ich mich zur Diskussion um den Berger Standort nicht äußern, aber da auch Andechs angesprochen wurde, ein Hinweis: derzeit laufen die Untersuchungen für die Teilflächennutzungspläne zur Windkraftnutzung. Die Ergebnisse können wohl in nächster Zeit der Öffentlichkeit vorgestellt werden. So wie es derzeit aussieht, gibt es in Andechs durchaus geeignete Flächen. Wenn sich das nach allen erforderlichen Prüfungen bestätigt, rechne ich auch hier mit dem Bau von Windrädern.
      Und das unabhängig von der Frage, wer wo wohnt.
      Wenn wir die Energiewende ernst meinen, werden wir uns mit diesem Gedanken anfreunden müssen.

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    • Christian Winklmeier
      Christian Winklmeier sagte:

      Sehr geehrter Herr Schulz,

      die Neufahrner sind sicherlich nicht „Menschen 2. Klasse“. Ebenso wenig will ich unseren Landrat als „Menschen 1. Klasse“ bezeichnen. Aber darum sollte es ja nicht gehen.
      Es sollte darum gehen, das Verfahren der Gemeinden im Landkreis Starnberg zu hinterfragen und zu bewerten. Die Gemeinden haben beschlossen, gemeindegrenzübergreifend Teilflächennutzungspläne zu erstellen und festzuhalten, wo Windräder gebaut werden dürften. Dabei wurde unter anderem festgehalten, dass die rechtliche minimale Entfernung zu Wohnbebauung (600 Meter) auf Willen des Landkreises auf 1000 Meter ausgedehnt wird. Im Umkehrschluss bedeutet das gemeinsame Vorgehen des Landkreises, dass sämtliche Gebiete, die als nicht positiv gewertet werden, nicht als Gebiet für Windräder ausgewiesen werden dürfen. Wenn die Gemeinden jetzt diese Teilflächennutzungpläne nicht beschließen, kann jeder privater Windradbauer bis auf 600 (!!!) Meter an Wohnbebauung heran Windräder bauen. Ist es aus Sicht der Gemeinden nicht besser, von sich aus Positivflächen festzuhalten als die ungünstigere rechtliche Lage im Falle eines Baus einers Privatunternehmens erdulden zu müssen?
      Man hat mittlerweile mitbekommen, dass in einigen Gemeinden im Landkreis Starnberg keine entsprechenden Flächen gefunden worden seien. Die Begründungen hierfür waren vielfältig. Wenn aber schon passende Gebiete gefunden werden (siehe Wadlhauser Gräben), dann gibt es Widerstand und irrsinnige Forderungen (2000 Meter Abstand). Wollen wir die Energiewende schaffen oder nicht? Mit Fotovoltaik und Offshore-Windkraftanlagen schaffen wir das nicht. Jedem sollte bewusst sein, dass wir mit jedem Tag, an dem wir keine Fortschritte machen, die Atombranche im Ausland und damit einen späteren weltweiten Atomausstieg unterstützen. Ist das die Zukunft? Wenn der Landkreis ein (übrigens bayernweit einmaliges Vorbild-) Projekt startet, dann muss man auch einmal gegen den (teilweise verständlichen) Bürgerprotest argumentieren. Der heilige Florian ist beim Atommüll schon genug gefordert, in Starnberg brauchen wir ihn nicht.

      Mit freundlichen Grüßen
      Christian Winklmeier
      Vorsitzender der Jusos im Unterbezirk Starnberg

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